"Da es sehr förderlich für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen, glücklich zu sein!" (Francois Marie Arouet VOLTAIRE 1694-1778, Schriftsteller und Philosoph)

Der folgende Text ist ein Auszug aus meinem Colloquium für die Wellness-Trainerlizenz.

Glück vermehren – geht das?

Studien zufolge gehört der Begriff „Glück“ zu den Wörtern, die Menschen in Deutschland am meisten faszinieren. Den selben Stellenwert haben „Liebe“ und „Freundschaft“. Diese drei Begriffe rangieren weit vor „Sex“, „Unabhängigkeit“ und „Erfolg im Beruf“.

Eine verbreitete These zum Sinn des Lebens ist: „Der Sinn des Lebens liegt darin, glücklich zu sein und möglichst viel Freude zu haben.“

Wie viele von euch stimmen dieser These zu? _______

Aktuelle Studien ergeben: 70 % der Deutschen stimmen zu. (1974 waren es nur 50 %)

Wer von euch würde sich als glücklich bezeichnen? _____ (lt. Studien 30 %)

D. h. 40 von 100 Deutschen hätten ihr selbst definiertes Lebensziel verfehlt!

Immerhin sind lt. Studien etwas über 50 % mit ihrem Leben im Allgemeinen zufrieden. Anzahl der Zufriedenen liegt nicht höher als vor 50 Jahren, obwohl Einkommen seither enorm gestiegen sind. Daraus ergibt sich: Das Wohlbefinden steht in keiner Beziehung zum Wohlstand. Internationale Untersuchungen haben für alle Industriestaaten dieses Ergebnis bestätigt. Es besteht allerdings eine direkte Abhängigkeit zwischen Lebenserwartung und Wohlbefinden: Je höher die Lebenserwartung, desto glücklicher sind die Menschen dieses Landes. Und umgekehrt gilt: Die Zufriedenheit einer Person bestimmt das Alter, das sie voraussichtlich erreichen wird. Das Wohlbefinden wirkt sogar stärker als die Faktoren Erbgut, Umwelt und medizinische Versorgung zusammen!

 

Glück wirkt quasi lebensverlängernd!

Die Zahlen haben gezeigt, dass in Deutschland 40 von 100 Menschen den von ihnen selbst angestrebten Sinn des Lebens nicht erreichen. Mindestens 40 % suchen nach dem Glücklichsein also ohne Erfolg.

Wodurch könnten diese Menschen nun ein größeres Maß an Glück erreichen?

„Die Umstände“ zu ändern bringt viel weniger, als wir gewöhnlich meinen: Menschen können in fast jeder Lage glücklich sein: Lebensfreude ist zum Beispiel fast unabhängig von Alter, Geschlecht, IQ, Kinderzahl, Kontostand ... (mehrere Studien sagen aus, der Anteil der äußeren Umstände liegt bei < 10 %).

Die aktuelle Hirnforschung und Neurowissenschaft haben Erkenntnissen gewonnen, die frühere Vorstellungen zum Teil auf den Kopf stellen. Dieses neue Wissen ist Grundlage dafür Wege zu finden, wie das Glück systematisch vermehrt werden kann.

1. Den Umgang mit unseren Gefühlen können wir in jedem Alter trainieren.

(Das Gehirn bleibt plastisch, d. h. die Verschaltungen können sich auch im Erwachsenenalter verändern, sie können sich sogar innerhalb einer halben Stunde umorganisieren!)

2. Im Gehirn sind eigene Schaltungen und Neurotransmitter vorhanden, die auf gute Gefühle spezialisiert sind. Diese Schaltungen für die guten Gefühle können durch bewusstes Üben gestärkt werden.

Was gibt es konkret zu tun?

a. In fast jeder Lebenssituation gibt es Gelegenheiten, sich zu freuen!

Es gilt, sie zu erkennen und zu nutzen.

UND zusätzlich

b. Wir können uns gezielt in Situationen versetzen, auf die wir mit Freude und Lust reagieren.

Ich habe seinerzeit für das Colloquium fünf effektive Möglichkeiten ausgewählt, sich gezielt Wohlbefinden zu verschaffen:

1. Bewegung und Sex haben

Bewegung und Sex sind nachweislich die sichersten Mittel, die Stimmung zu heben.

Das Wohlbefinden von Körper und Seele sind untrennbar verzahnt. Emotionen haben ihren Ursprung im Körper. Körperliche Betätigung wirkt auf zweifache Weise auf das Gemüt. Wichtige Voraussetzung ist allerdings, dass die Ziele so gesetzt werden, dass es dem eigenen Leistungsvermögen entspricht. Die absolute Leistung ist unwichtig. Der erste Effekt ist: gegen die eigenen Bequemlichkeit gesiegt zu und damit schon einen kleinen Triumph errungen zu haben. Der zweite Effekt zielt direkt auf das Gehirn ab: Bewegung fördert das Wachstum und sogar die Neubildung von Neuronen. Im Tierversuch wurde eine doppelt so hohe Gedächtnisleistung nachgewiesen wie bei der Vergleichsgruppe ohne Bewegungsanimation. D. h. Sport macht klug! Die Wirkweise ist, dass körperliche Anstrengung Serotonin (Neurotransmitter) frei, der die Neurone sprießen lässt. Zusätzlich werden Endorphine freigesetzt, die euphorische Gefühle hervorrufen. 3 x ½ Stunde wöchentliches Ausdauertraining ist bei manchen an Depression erkrankten Menschen genauso wirksam wie die derzeit besten Medikamente!

2. aktiv sein!

Aktivität macht glücklicher als Nichtstun. Im Gehirn hängen die Steuerung von Gedanken, Vorhaben und Gefühlen eng zusammen. Deswegen haben negative Gedanken leichtes Spiel, wenn dem Gehirn eine andere Betätigung fehlt. Andererseits löst das Erwartungssystem des Gehirns über Dopamin Vorfreude aus, sobald wir uns ein Ziel setzen, und wir erleben einen Triumph, wenn wir es erreichen. Tätigkeit führt daher fast automatisch zu guten Gefühlen.

3. aufmerksam beobachten!

Ein wacher Geist steigert das Wohlbefinden selbst dann, wenn er nur beobachtet. Oft wird konzentrierte Wahrnehmung von Hochgefühlen begleitet. Diese milde Ekstase ähnelt der Vorfreude; auch sie verdanken wir dem Erwartungssystem. Genuss durch Aufmerksamkeit kann man trainieren.

4. negative Emotionen kontrollieren!

Negative Emotionen wie Wut oder Trauer verschwinden nicht, wenn wir sie ausleben, sondern wir verstärken sie dadurch sogar noch. Die Gewohnheit, Dampf abzulassen, schadet uns also. Sie beruht auf einer inzwischen widerlegten Psychologie. Dagegen ist es möglich – und für das seelische Gleichgewicht weit besser –, solche Emotionen bewusst zu kontrollieren.

- vielfältige Reize und Überraschungen pflegen

Das Erwartungssystem stumpft schnell gegen angenehme Reize ab; so kommt ein Teufelskreis von Begehren und Belohnung in Gang. Wenn wir unsere Genüsse öfter wechseln, entgehen wir der Gewöhnung. Auch wen wir die Reize des Unerwarteten schätzen und das Vertraute aus immer neuen Blickwinkeln sehen lernen, halten wir die Lebenslust wach.

- besser frei sein als wunschlos (unglücklich)

Wer einen Wunsch nur um den Preis einer Unfreiheit erfüllt bekommt, der sollte wissen, dass es im Zweifel mehr wert ist, frei in seinen Entscheidungen zu sein als seine Wünsche erfüllt zu bekommen. Die Kontrolle über das eigene Schicksal ist für die meisten von uns eine unabdingbare Voraussetzung von Glück und Zufriedenheit. Sich ausgeliefert zu fühlen gehört zu den unerträglichsten Empfindungen. Menschen und sogar Tiere reagieren darauf mit schweren seelischen und körperlichen Störungen. Wenn etwas Ersehntes nur um den Preis von Abhängigkeit zu bekommen ist (etwa durch Schulden), fährt darum meist besser, wer die Freiheit wählt.

5. Freundschaften und Liebe erleben

Am wichtigsten für das Wohlbefinden ist unser Verhältnis zu anderen Menschen. Freundschaften und Liebe könnten fast mit Glück gleichgesetzt werden. Die Aufmerksamkeit, die wir den Menschen in unserer Nähe schenken, kommt unserer eigenen Stimmung zugute.

Ich fasse zusammen:

1. Glück hat nichts mit Wohlstand zu tun!

2. Tätigkeit ist der Schlüssel zu den guten Gefühlen!

Wenn wir nach mehr Glück streben, sollte das Motto sein: (In Abwandlung zum Buchtitel von Erich Fromm) „Tun statt Haben!“

Die Grundprinzipien gelten nachweislich bei allen Menschen gleichermaßen. Dennoch füllt jeder Mensch diesen Rahmen anders aus und hat seine individuellen Bedürfnisse und Vorlieben. Daher ist die wichtigste Übung auf der Suche nach dem Glück die, sich selbst kennen zu lernen. Es genügt dazu, aufmerksam seine Reaktionen auf die Reize des Alltags wahrzunehmen und mit seinen Gewohnheiten ein wenig zu experimentieren. So kann jeder für sich herausfinden, was ihm gut tut.

Ein glückliches Leben ist keine Gabe des Schicksals: Wir müssen etwas dafür tun.

Es gibt 7,6 Milliarden Wege zum Glück. Finde heraus, was dir gut tut!

Wer sich für mehr Details und die Wirkmechanismen interessiert, dem empfehle ich das Buch von Stefan Klein: Die Glücksformel.

Omega

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Martina Claire Michel